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Projektbeschreibung

Badezeit – Schwimmbäder der Jahrhundertwende als Zeitzeugen

 

Seit dem Jahr 2000 fotografiert Susanne Katzenberg Schwimmbäder in Ost- und Westdeutschland, die um die Jahrhundertwende erbaut wurden.

 

Diese Fotoarbeit ist eine dokumentarische Bestandsaufnahme deutscher Jahrhundertwendeschwimmbäder. Darüber hinaus tritt sie in einen poetischen Dialog mit der Großzügigkeit und der Schönheit dieser Bäderarchitektur und gibt deren stimmungsvolle Atmosphäre in Details, Portraits und Szenen wieder. So entstand eine umfassende Arbeit zum Thema, die sich zwischen einer kultur-historischen und einer foto-künstlerisch subjektiven Betrachtungsweise bewegt.

 

Zentral vermittelt die Ausstellung Ästhetik und Atmosphäre der vorgestellten Bäder. Sie verbindet ihr Alter und ihre ehemalige Bedeutung im jeweiligen Stadtleben. Die Bäder haben Wert als Denkmäler und stellen weiterhin einen attraktiven Ort für die Bevölkerung dar. Sie alle werden betrieben und besucht von Menschen, denen ihre Existenz am Herzen liegt und die sich häufig sehr engagiert für deren Erhalt einsetzen.

 

Die alten Bäder heben sich in ihrer architektonischen Schönheit und ihrer beschaulich, stillen Atmosphäre sehr von den modernen Spaßbädern ab. Menschen, die einen Ort zur körperlichen Entspannung abseits der urbanen Hektik suchen, finden ihn hier. Die Atmosphäre, die diese Bäder ausstrahlen, scheint sich auf ihre Besucher zu übertragen. Still konzentrieren sich die Badenden auf die Bewegung im Wasser.

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Arno Fischer über das Projekt ›Badezeit‹

Susanne Katzenberg widmet sich seit dem Jahr 2000 dem Projekt ›Badezeit – Schwimmbäder aus der Jahrhundertwende‹. Sie hat einen bemerkenswerten Mittelweg zwischen Dokumentation und emotionaler Interpretation gewählt, den ich für sehr wertvoll halte. Der Verfall der Bäder wird aufgezeigt und zugleich wird in sensibler Weise dem Betrachter die Schönheit dieser architektionischen Zeitzeugen nahe gebracht. Der Blick richtet sich auf die Räume ebenso wie auf die Menschen, die diese nutzen oder dort arbeiten.

 

Susanne Katzenbergs Perspektive weckt Aufmerksamkeit für scheinbar nebensächliche Details, deren Schönheit der Blick der einfühlsamen Fotografin erst offenbar werden lässt. Ihr Projekt beeindruckt nicht zuletzt durch seine kulturhistorische Dimension.

 

Prof. Arno Fischer

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Dichter Dran

John von Düffel, 35, besucht ein von der Schließung bedrohtes Schwimmbad in Berlin

 

Also auf zu einem Solidaritätsbesuch ins Stadtbad Steglitz! Ich rechne mit Witwen und solchen, die es werden wollen, vermute Duftspuren von Damenparfüm im Chlordunst und kreuzende weiße Fregatten beim Badeplausch. Der Eingang des Jugendstilbads ist unscheinbar, innen dagegen herrscht eine andere Zeit. Schmiedeeiserne Treppengeländer geleiten den Besucher vom marmorgetäfelten Kassenvorraum in den Badebereich. ›Erbaut 1908 und alles so geblieben‹, erklärt Peter Werner, der sich bei epidemischen Krankenstände auch schon mal als Badebetriebsleiter, Schwimmmeister und Kassierer in Personalunion betätigt. 42 Jahre ist er bereits im Geschäft und hat so manchen Liter Wasser in den Überlaufrinnen verschwinden sehen.

 

Das Schwimmbecken befindet sich im Hochparterre, flankiert von Umkleidekabinen, umrankt von einer Galerie und beschienen von Tageslicht, das durch die bogenförmigen Seitenfenster fällt. Es ist zwölf Uhr mittags, ich bin der mit Abstand jüngste Besucher. Die Wassertemperatur beträgt badewannenartige 30 Grad bei 28 Grad Lufttemperatur. Schweißperlen laufen mir über den Rücken.

 

Meine erste Idee zur Rettung der Berliner Bäder: Könnte man nicht einfach nur die Heizung runterdrehen? Doch die Kesselanlage hier ist mindestens so historisch wie die Architektur und schwer zu regulieren. Flächige, langgestreckte Heizkörper, die überdimensionalen Wärmeplatten gleichen, verwandeln die Schwimmhalle in eine Art inwendigen Kachelofen. Im Stadtbad Steglitz ist jeden Tag Warmbadetag.

 

Schon nach wenigen Kraulbahnen schwitze ich griechisch-römisch am Beckenrand vor mich hin, und Peter Werner versäumt es nicht, mir vorzurechnen, dass eine Schwimmhalle auch mit musealer Heizung den Senat immer noch billiger kommt als ein Theater. Da hätten wir sie also wieder, die böse Alternative: Bad oder Bühne? ›Einmal Schwimmen kostet drei Euro und wird mit sechs Euro bezuschusst, bei einer Theaterkarte legt der Staat das Zigfache mit drauf...‹ Werner macht eine luftige Geste, und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Verlegen starre ich aufs Wasser, wo sich mittlerweile eine Seniorengruppe zum Aqua-Jogging versammelt hat. Mit Schaumstoffpaddeln an den Händen und Poolnudeln um die Brust vollführen sie mondkalbartige Tretbewegungen. ›Und wenn man die Zuschauerräume flutet und gegen drei Euro Aufpreis Aqua-Jogging für Abonnenten einführt?‹, will ich zu bedenken geben. Doch da kommandiert Schwimmmeister Werner schon wieder seine wassertretende Herde.

 

John von Düffel

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